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Las Terrenas/ Dominikanische Republik |
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8. Eintrag in
das elektronische Tagebuch der Auswanderer, Titel: Nachwuchs, Wirtschaftkrise und Bauarbeiten
Sternzeit: 9. Februar 2004, 13.39 Uhr, Las
Terrenas, Dominikanische Republik
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Bienvenido beim neuen
Tagebucheintrag! Es ist so viel
passiert in den vergangenen 3 Wochen, das dieser Eintrag wohl sehr lang
werden wird... Nachdem wir am 19.
Jan. aus dem Internetcafe zurück waren (ich hatte gerade die eMails an Euch
verschickt), hörten wir ein lautes, klägliches Schreien. Da stand
doch vor unserem Tor ein Hundebaby - nicht älter als 7 Wochen,
abgemagert bis auf die Knochen, verwurmt mit Bläh-Bauch, entzündete
Ohren, ohne Fell und völlig von Mücken und Flöhen zerstochen .
Durch tägliches Baden mit Spezial-Shampoo, eincremen, Entwurmung, gutes
Futter, extra Vitamine und viel Zuwendung ging es ihr aber schnell besser und
sie wurde immer frecher. Einen Namen bekam sie noch nicht (wir riefen sie
immer Pützken - das ist köllsch für ein kleines Etwas) denn
wir mussten erst noch ausdiskutieren ob sie bei uns bleibt oder nicht.... Vor
ein paar Tagen haben wir dann abgestimmt, 3 Stimmen dafür und eine
Enthaltung (Happy hat jetzt aber nachträglich auch “dafür“
gestimmt). So bleibt Pützken also bei uns! Da sie schon so toll auf
ihren Namen hört, bleibt dieser auch, die Dominikanier sprechen ihn
allerdings “Pitzen“ aus. Seit dem 20. Januar
liegt unser Container im Hafen von Rio Haina, Nahe der Hauptstadt Santo
Domingo, und Buschi ist am 23. runter geflogen (der Flug dauert nur 25
Minuten, mit dem Auto braucht man gute 4 bis 5 Stunden und das bei sehr
schlechten Straßen!) um beim Zollbeschau dabei zu sein. Sie haben den
gesamten Container ausgepackt und in jede einzelne Kiste geschaut! Danach
wurde nur alles notdürftig wieder verstaut und dann hieß es warten
auf die Bewertung vom Zoll. Eigentlich ist die Einfuhr von privatem,
gebrauchten Umzugsgut zollfrei, aber gezahlt werden muß hier trotzdem
immer. Die Summe erfuhren wir ein paar Tage später: ca. 5.000,- bis
8.000,- Euro – nicht Peso – wollten sie haben!!! Wir sind ja
gerne bereit Gringo-Aufschläge zu bezahlen, aber Idioten-Aufschläge
nun wirklich nicht! Seit dem gehen die Diskussionen hin und her und Buschi
musste am 5. Februar erneut nach S.D. fliegen und mit dem Zoll verhandeln.
Ich bin so stolz auf ihn, denn er macht das alles auf Spanisch!!! Nun
heißt es wieder abwarten... Wenn der Container
noch länger bei 31˚C im Schatten und 70% Luftfeuchtigkeit auf dem
heißen Asphaltboden und in der prallen Sonne steht, sind die Sachen eh
hin. Dem Land geht es wirtschaftlich noch schlechter als wir
befürchtet haben und der politische Morast ist nicht mehr knietief
sondern steht schon bis zur Nasenspitze. Da in Las Terrenas sehr viele (reiche)
europäische Residenten leben, sieht man hier die Wirtschaftskrise erst
auf den 2. Blick. Der dominikanischen Bevölkerung geht es aber sehr
schlecht, die Preise haben sich verdrei- bis verfünffacht, Strom und
Benzin werden fast täglich erhöht (wenn der Strom nicht wieder
abgeschaltet ist und Benzin überhaupt geliefert wird), viele Dinge
bekommt man nur noch für harte Dollar (an Devisen kommt der
"Normalbürger" natürlich nicht ran!) und der
Präsident (Hipolito), der diese Krise durch Spekulationen und Betrug
herbeigeführt hat, lebt in Saus und Braus (besitzt mehrere
Schlösser in Europa...). Es gab schon Streiks bei denen 5 Menschen
erschossen wurden. Im Mai sind Präsidentschafts-Wahlen, |
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Hipolito wird bestimmt nicht wiedergewählt
(außer die Wahlen sind getürkt und es kursieren schon
Gerüchte, das Hipolito für 500 Peso (ca. 8,- Euro) die Ausweise
einsammeln läßt um diese Stimmen dann für sich zu
verwenden...). Hipolito hat aber schon jetzt verkündet, dass er - auch
wenn er vom Volk nicht mehr gewählt wird - sein Amt nicht
aufgeben wird und weiterhin Präsident bleibt. D.h. unter Umständen
wird die neue Regierung nur mit Hilfe eines Militärputsches den
Regierungswechsel durchzusetzen können. Wer sich für
deutschsprachige Nachrichten aus der Dominikanischen Republik interessiert,
kann diese auf der Homepage www.DomRep.ch
- NEWS nachlesen. Wir lassen uns unsere
gute Laune aber nicht verderben! Allerdings bauen wir vorerst nur das
Gästehaus um dort schon mal selber zu wohnen und warten mit dem Bau vom
großen Haus die Wahlen ab. Wenn wir mehr Klarheit über die
wirtschaftliche und politischen Entwicklungen haben, können wir immer
noch weiterbauen und hoffentlich haben sich dann auch die Preise für
Baumaterial wieder normalisiert. Die Vorbereitungen
für den Bau sind aber schon im vollen Gange. Allerdings mussten wir
feststellen, das die bisherigen Zeichnungen für die Häuser nicht zu
realisieren sind, da das Grundstück doch erheblich größere
Höhenunterschiede hat, als zuerst gemessen. So saß ich 2 Wochen am
Computador und habe neue Pläne gezeichnet. Daher auch jetzt erst der
Tagebucheintrag, sonst hätte ich noch rechteckige Augen bekommen... Die
Pläne werden jetzt von Edito dem Architekten bei sämtlichen
Behörden zur Genehmigung eingereicht (sogar bei der
Tourismus-Behörde, ob unsere Häuser auch hübsch genug sind
– das sollte man mal in Deutschland machen, da hätten einige
Bauten keine Chance...). Unser Bauleiter Ramon macht seine Sache ganz toll
und ist sehr geduldig mit unserem schlechten Spanisch. Und die Jungs pickern
fleißig den Berg ab, damit wir die Bodenplatte auf einigermaßen
einheitlichen Niveau machen können. Nächste Woche wird Buschi anfangen,
mit verschiedenen Lehmmischungen zu experimentieren, bis das perfekte
Mischungsverhältnis von Lehm, Kies und Kokosnuss-Fasern gefunden ist.
Dann werden die Steine produziert, aber davon beim nächsten Mal mehr. Hier noch die letzten News: endlich haben wir ein Auto gekauft
(in San Francisco - das ist so, als wenn man von Berlin nach Italien
fährt um sich dort neue Schuhe zu kaufen). Für alle die denken wir
liegen täglich am Strand und genießen die Sonne - ist nicht!
– gestern waren wir das erste Mal Surfen und haben uns prompt einen
Sonnenbrand auf unserer immer noch recht weißen Haut eingehandelt. Den
Müll fahren wir hier mit dem Auto zur Mülltonne. Und neulich konnte
ich beobachten wie einer mit einem Bolzenschneider versuchte eine Kette zu
öffnen – allerdings benutzte er den Bolzenschneider als Hammer, so
geht’s natürlich auch... So, der Berg ruft, demnächst wieder mehr. Un besito von den Auswanderern. Fotos: 3 Freunde, Pützken, Container-Chaos, Berg-Picker |