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Nach dem Hurrikan

20. September 2004, Las Terrenas, Dominikanische Republik

 

 

Hinter uns liegen vier schreckliche Tage, hier nun eine kurze Zusammenfassung:

 

Donnerstag, 16. September

Wieder einmal Stromausfall, unsere Planta (Generator) funktioniert leider nicht, so haben wir also auch kein Wasser und können auch kein Radio empfangen. Der Tag fängst also schon nicht so gut an.

Freunde informieren uns, das laut Nachrichten ein tropischer Sturm mit ca. 120 km/h auf die Dominikanische Republik zukommt und gegen Mittag auf Las Terrenas treffen soll. So bleibt uns also nichts anderes übrig als alles einigermaßen abzusichern (120 km/h ist aber nicht so schlimm, so dass wir nur leichte Dinge die wegfliegen könnten sichern...). Die Fenster vernagelt Buschi mit Sperrholz. Danach heißt es abwarten was passiert.

 

Wir erfahren, dass mein Großcousin Alexander plötzlich und viel zu jung gestorben ist - ein großer Schock für uns.

 

Die Nachrichten sind sich nicht einig wann der Tropensturm kommt uns so warten wir weiter ab. Der Wind ist sehr kräftig, es regnet aber noch nicht. Buschi fährt noch mal ins Dorf um ein paar Lebensmittel zu kaufen - man kann ja nicht wissen...

 

Um ca. 18.30 Uhr bekommen wir die Nachricht, dass teilweise nun doch von einem Hurrikan mit Stärke 1 (ca. 125 bis 150 km/h) die Rede ist und er ca. um 19.30 Uhr Las Terrenas erreichen soll.

 

19.00 Uhr, es gibt wieder Strom, d.h. Licht (es wird hier schon früh dunkel) und so können wir noch kurz sehen wie der Sturm unser Terrassendach (gedeckt mit Tonziegeln) anfängt abzudecken und der Regen von außen in unsere Lehmwände und durch Fenster und Türen eindringt. 15 Minuten später ist der Strom wieder weg. Alles ist dunkel und das heißt hier: wirklich stockdunkle, schwarze Nacht. Buschi will noch mal raus um das Terrassendach abzustützen was sich unter der Last des Regens und des Sturmes biegt - Gott sei Dank kann ich das verhindern!

 

19.28 Uhr, es ist grauenvoll. Der Wind und der Regen sind so laut, dass wir uns im Haus anschreien müssen um uns zu verständigen. Die Ziegel knallen gegen die Mauern, Fenster und Tür und zerbersten klirrend. Überall kracht es ohrenbetäubend. Wasser dringt von allen Seiten ein. Das ganze Haus bebt. Wir versuchen gegen das eindringende Wasser anzukämpfen doch es kommt immer mehr hinein.

Die Hunde (Pützken, Stummel und unser Pflegehund Tigre) und Lucy die Katze liegen zusammen kuschelnd auf dem Bett, sie tun so, als wenn sie schlafen doch man sieht, wie sich ihre Ohren ständig bewegen. Happy ist völlig panisch und versucht in unserer Nähe zu sein.

Nach 3 Stunden verlassen mich meine Kräfte, ich habe solche Todesangst, dass ich mit der zitternden Happy am Boden kauernd unter dem Türrahmen vom Schlafzimmer sitze und nicht mehr an ein Überleben glaube.

Der Hurrikan wütet die ganze Zeit mit voller Kraft weiter.

 

1.00 Uhr, die Windrichtung (kann man da noch von "Wind" sprechen?) hat sich gedreht, der Hurrikan kommt jetzt von hinten und so dringt nicht mehr so viel Wasser ein. Buschi hat unermüdlich weiter gekämpft, ich bin auf dem Fußboden eingeschlafen. Buschi legt sich jetzt auch hin. Die totale Erschöpfung gibt ihm ein paar Stunden Schlaf.

 

Freitag, 17. September

6.10 Uhr, es regnet immer noch leicht, der Sturm ist weg, nach dem Krach der vergangenen Nacht herrscht jetzt Totenstille. Es war ein Hurrikan mit mindestens Stärke 2!!! Alle waren noch mit "Ivan" beschäftigt - keiner hat die Gefahr von "Jeanny" erkannt.

Im ersten Tageslicht fängt man an, das Ausmaß der Katastrophe zu sehen. Nur ein paar von unseren Hühnern haben überlebt. Die Schäden am Haus sind groß aber mit Zeit und Geld wieder zu beheben. Doch die Natur liegt, im wahrsten Sinne des Wortes, "am Boden".

 

Riesige tropische Bäume und Palmen  sind umgeknickt wie Streichhölzer. Unser Garten ist völlig zerstört. Es sieht alles so schrecklich aus. Einer unserer Arbeiter kommt von unten auf unsern Hügel um nach uns und den zwei anderen "Gringo"-Nachbarn zu sehen. Der Weg ist völlig versperrt.

 

Wir laufen runter, um nach unsern dominikanischen Nachbarn zu sehen. Teilweise sind die Häuser total abgedeckt, einige Hütten sind samt Inhalt komplett weggeflogen. Bäume sind auf die Häuser gestürzt. Menschen, die schon nicht viel hatten, haben nun alles verloren. Wie durch ein Wunder gibt es nur leichte Verletzungen. Auch alle Freunde die wir erreichen konnten sind gesundheitlich wohl auf.

Die Männer aus der Nachbarschaft machen den Weg passierbar und ich fahre am Nachmittag mit ins Dorf. Der Anblick ist kaum zu ertragen. Das Las Terrenas wie es vorher war, wird es nie mehr geben.

Ich sehe weitere Freunde und kaufe Tüten mit Hühnersuppe für die Nachbarn, versuche Trost zu geben, doch mir kommen nur die Tränen.

Es regnet immer noch leicht - es bleibt die Hoffnung auf den nächsten Tag.

 

Samstag, 18. September

Kaum noch Regen. Wir fangen an aufzuräumen. Man weiß nicht wo man anfangen soll, doch Buschi sagt: "Überall ist der Anfang."

Es wird voraussichtlich für 14 Tage keinen Strom geben. Ein Freund repariert unsere Planta, so können wir wenigsten abends für 2 Stunden Strom machen, haben Licht, Wasser und können die Telefone aufladen.

Um 16.00 Uhr fahren wir ins Dorf um unser Auto aus der Werkstatt zu holen (es war seit einer Woche kaputt) und den Mietwagen zurück zu bringen (ohne einen Kratzer, denn ich hatte ihn so geparkt, das kein Baum oder Ast ihn treffen konnte), nach weiteren Freunden zu sehen und ein bisschen einzukaufen.

Um 19.30 kommen wir zurück und der nächste Schock: sie haben in das Haus eingebrochen! Hunde und Katze waren im Haus, sind aber unversehrt. Alles ist durchwühlt, der Safe aufgebrochen. Die Batterie der Alarmanlage war nach dem langen Stromausfall leer.

Viele Dinge u.a. Digital-Foto-Kamera (mit den Fotos die ich Euch schicken wollte), Digi-Video-Kamera, Buschis Ehering, Siegelring und Kette sind geklaut. Mein Laptop zum Glück nicht. Ich fahre ins Dorf um die Polizei zu holen, eine Freundin ist so lieb und hilft mir. Die nächste Nacht, in der ich kaum Schlaf finde und Panik habe.

 

Sonntag, 19. September

Kein Regen, aber immer noch starker Wind (allein das Geräusch macht mich fertig). Ein Arbeiter passt auf Hunde und Haus auf während wir ein Protokoll bei der Polizei aufgeben. Die Polizei wird nichts unternehmen. So ist das nun mal hier. Eine Versicherung (auch für die Hurrikan-Schäden) konnten wir nicht abschließen, da wir erst im August eingezogen sind und in den Hurrikan-Monaten von August bis Oktober, keinerlei Neuabschlüsse gemacht werden...

Buschi repariert das Fenster über das eingebrochen worden ist. Ich fühle mich schlecht, ängstlich und bei jedem Geräusch sehr nervös.

 

Heute, Montag,20. September

Sonnenschein, immer noch Wind (aber langsam erträglich). Wir haben die erste Nacht mal wieder ganz gut geschlafen. Buschi räumt mit 4 Arbeitern zusammen auf, ich werde wieder zu Polizei fahren um nach dem Stand der Ermittlungen zu fragen (wahrscheinlich völlig vergebens...). Buschi ist guten Mutes, mir geht es etwas besser. Wir, unsere Freunde und Nachbarn sind gesund - das ist wohl das Wichtigste. Was die Zukunft bringt, müssen wir überdenken (und durchrechnen...) wenn aufgeräumt ist.

 

 

Passt auf Euch auf,

wir grüßen und drücken Euch aus der Ferne,

Buschi und Miriam